Selbstversuch: Wie gestresst bist du?

Das menschliche Herz ist gewissermaßen ein Chamäleon: Es passt sich an Umwelteinflüsse an. Je besser diese Anpassung funktioniert, desto relaxter ist man – Stichwort Stressresilienz. In Zahlen sichtbar macht diese die HRV-Messung mit dem Vitalmonitor, wie sie das GESU Institut im Rahmen der BGF-Leistungen anbietet. Ein Selbstversuch.

Bitte nicht sprechen und ruhig sitzen. Die Finger auf die Messelektroden legen und die Atem-Anweisungen am Smartphone-App befolgen. Erst im eigenen Atemtempo, dann je 5 Sekunden einatmen, 5 Sekunden ausatmen – insgesamt für 3 Minuten lang, dann erscheint schon die Auswertung auf dem Display. Auf den ersten Blick ist die HRV-Messung, die die Autorin dieser Zeilen unter fachkundiger Anleitung von Philipp Eugen, Sportwissenschaftlicher Leiter des GESU Instituts, getestet hat, schnell erledigt. Aber weil Zahlen eben immer relativ zu betrachten sind und die Interpretation entscheidet, folgt danach erst der wichtigste Teil: die fachkundige Erläuterung.

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Auf die Frage der Testerin, warum die Empfehlung in Sachen Krafttraining auf „kein Training“ lautet, erläutert Philipp: „Das bedeutet, dass der Körper noch nicht ideal regeneriert ist. Die klassische Trainingskurve verläuft so, dass die Leistungskurve unmittelbar nach dem Training absteigt, nach der Regeneration aber in der Regel ein bisschen über dem Anfangsniveau landet. “Anders formuliert: Noch ein bisschen warten, bis das gestrige Training „verdaut“ ist und die dadurch gewonnene „Energie“ frei wird.

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Der generelle Regenerationsstatus liegt laut Testauswertung bei 63 Prozent – unteres Mittel. Dieser Wert berücksichtigt die mentale und die körperliche Regeneration. Und darauf basierend wird dann auch die Trainingsempfehlung berechnet: Im Fall der Testerin “GA1”, worunter z.B. Nordic Walking, Ergometer, Laufen und Radfahren bei max. 70 Prozent des Maximalpulses fallen (beim Rad fahren und Nordic Walking 10 Schläge darunter).

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Beim Stresslevel liegt die HRV-Auswertung im grünen Bereich: 32 Prozent fallen unter “relaxt”. Dazu werden psychische und physische Komponenten berücksichtigt.

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Interessant auch die Auswertung zum biologischen Alter. Dieses entspricht nämlich nicht automatisch dem tatsächlichen, sondern ist jenes Alter, das sich aufgrund des Gesundheitsstils ergibt. Ein gesunder Lebensstil und eine gute Balance drücken das biologische Alter nach unten, Alkohol- und Nikotinkonsum, Übergewicht und chronische Krankheiten nach oben. Im Falle der Testerin liegt das biologische Alter um 3 Jahre unter dem tatsächlichen.

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Die HRV wird im Testergebnis auch in Millisekunden sichtbar, der Referenzwert für den Durchschnitt liegt in der Literatur bei 37 msek, wobei gilt: je höher, desto besser ist der Körper regeneriert. Auch dieser Wert ist durch den Lebensstil beeinflussbar – mental vor allem durch Denkweisen, Perspektiven und die daraus resultierende Resilienzfähigkeit. Wer lösungsorientiert denkt und gelassen ist, kann seine HRV signifikant erhöhen.

Resümee der HRV-Messung: Eine sehr einfache und nicht invasive Möglichkeit der Selbstanalyse und eine gute Basis für all jene, die ihr Gesundheitslevel steigern wollen. Wohlbefinden lässt sich natürlich nicht rein an Zahlen messen, aber von Zeit zu Zeit eine HRV-Messung kann eine gute Möglichkeit sein, Trainings zu begleiten und Veränderungen sichtbar zu machen – egal ob beim Fitnesstraining, bei der Stressresistenz oder bei einem gelasseneren Blick auf Dinge des Alltags.

Fachliche Details zur HRV-Messung